21 April 2024

Rund um Porto Moniz

Ribeira da Janela - Lamaceiros - Levada do Moinho - Santa - Caminho do Pico - Porto Moniz - Estrada Antiga - 11,5 km


Seit sechs Monaten, als im Oktober die tagelangen, verheerenden Feuer von Südwest nach Nordwest zogen und Porto Moniz einkesselten, konnten wir uns nicht mehr zu einer Wanderung in dieser Region durchringen. Es war also Zeit mal wieder dort herumzustreifen. 

Wir wollen unser Auto auf dem Parkplatz an der Mündung der Ribeira da Janela abstellen, doch dieser ist gesperrt und entsprechend gibt es ein kleines Park-Chaos - wie überall auf der Insel, wo es was Schönes zu sehen gibt. Irgendwie können wir unser Fahrzeug noch an den Straßenrand quetschen, und mit ein paar Schritten sind wir auch schon raus aus dem Tumult. Über die Vereda do Barro gehen wir durch die Weinhänge, die glücklicherweise zum größten Teil vom Feuer verschont geblieben.








ehemalige Proteen-Plantage

Die landschaftliche Szenerie wechselt beständig von Trostlosigkeit zu üppigem Grün und blühenden Wiesen. Die ehemalige Königs-Proteen-Plantage ist ziemlich verwahrlost, die Sträucher scheinen verbrannt zu sein, aber viele treiben wieder neu aus. 




Entlang dem Druckrohr gehen wir bis zum Speicherbecken von Lamaceiros und dann rechts weiter an der verrohrten Levada do Moinho. Im Ort Lamaceiros statten wir der kleinen Kirche einen Besuch ab, dann gehts über die Felder zur offenen Levada. Es immer wieder verwirrend wie viele Verzweigungen und Ableitungen und Speicherbecken und Wassertanks sich entlang dieser Levada aneinander reihen. Manchmal ist der Weg so zugewachsen, dass wir auf die Straße ausweichen müssen, manchmal wird die Levada zum Bach. 

selten: ein australischer Teebaum




Am Caminho dos Moinhos entschließen wir uns zum Abstieg nach Santa. Über diesen Weg gelangen wir zur ER 101 und direkt zur Bar/Restaurante Armando. Würden wir uns hier einen Prato do Dia (Mittagstisch) genehmigen, könnten wir vermutlich nicht mehr laufen (so üppig sind hier die Tellergerichte!). Ein Bica tut es auch, gegessen wird beim nächsten Miradouro!

Um zum Caminho do Pico und damit zum Abstieg nach Porto Moniz zu kommen, müssen wir durch ein kleines Eukalyptuswäldchen, wo wir nochmal das ganze Ausmaß der Brände zu spüren bekommen. Hier ist wirklich alles schwarz - bis auf Tausende von Eukalyptus-Sprösslingen, die wie Bodendecker die verkohlte Erde blaugrün überziehen. 

Der historische Pflasterweg - Caminho Real 23 - hat auch ziemlich gelitten, vorallem durch kleinere Abgänge von Erde und Steinen. Er ist jedoch recht gut bereinigt, wohl weil er neuerdings eine offizielle Trailrunning-Trainingsstrecke ist. Wir begegnen einem Läufer und zwei Wanderern. Ab den ersten Häusern am Caminho da Pedra Mole kann man den Wegweisern zur Trailstrecke folgen und kommt auf kleinsten Treppenwegen bis zu den Piscinas Naturais.

große Bestände von Hakenlilien am Caminho do Pico


Sargasso-Algen treiben vor Porto Moniz





Porto Moniz ist wie immer voll mit Bussen und flanierenden Senioren, die Piscinas Naturais sind mäßig besucht, auf den Lavafelsen am Cachalote jedoch turnen die übermütigen Touristen herum. Kein Ort zum Verweilen. Zum Glück ist die alte Küstenstraße immer noch gut begehbar, wenn auch stellenweise mit reichlich Steinbrocken übersät. Im Steilhang zum Meer werden weiterhin einige Feldterrassen bewirtschaftet. 







Fazit: eine einfache und sehr abwechslungsreiche Rundtour, die trotz der Brandschäden schöne Impressionen vermittelt

Gehzeit: 3 h 30

Höhendifferenz: ↗ ↘ 620 m







27 März 2024

Levada da Rouca

Jardim da Serra/Corrida - Levada da Rouca - Lombo do Merouço - Eira do Ribeiro - Lombo do Covão ou Estrebaria - Levada da Rouca - 9,5 km


Wir haben einen Ausflug nach Jardim da Serra gemacht, um zu sehen, ob die Kirschbäume bereits blühen. Obwohl es Ende März ist und der Winter mild war, blitzten nur vereinzelt weiße Blüten durch die noch kahlen Bäume. 

Also fahren wir weiter bis Corrida (nicht bis zur Boca, sondern nur bis zu den letzten Häusern). Dort quert die verrohrte Levada da Rouca die Estrada da Corrida. Die Gegend ist geprägt von der für Madeira typischen Mikro-Landwirtschaft, die das Alltagsleben der Bewohner bestimmt. Entlang der Levada Richtung Westen befinden sich winzige Felder, auf denen überall gearbeitet wird. Zwischen großen Beständen von Eselspetersilie befindet sich ein strohgedecktes Palheiro. Der Bauer erklärt uns, dass es sich zum Lagern von Feldfrüchten viel besser eignet als solche mit Blechdach, da es gut kühl und feucht hält. 





Die kleine Levada eignet sich ideal für einen Spaziergang. Da der Himmel blau ist und der Wind sich beruhigt hat, beschließen wir jedoch, bergauf Richtung Chão dos Terreiros zu gehen. Dort gibt es einen sehr schönen Weg über den Lombo do Merouço. Zunächst geht es durch den Eukalyptuswald und dann kreuzt man eine Mini-Levada. Nach einer halben Stunde (ab Levada) erreicht man die Baumgrenze. Jetzt wandern wir gemütlich mit weitem Blick, bis wir eine mit Gras überwachsene Piste mit Hydranten erreichen. Die Piste ist aufgrund von etlichen Abrutschungen nicht mehr befahrbar, aber für Wanderer eine schöne Alternative zu den höher gelegenen Schotterpisten. Wir umrunden die Ribeira das Eirinhas und machen auf der Eira do Ribeiro eine Pause. Es wäre eine zauberhafte Landschaft mit großen Kastanienbäumen und blühenden Wiesen, wenn hier nicht jedes Jahr mehrere Brände durch die Täler ziehen würden, gegen die nur noch wenige Bäume Widerstand leisten können.




ein kleines Stück unbekannte Levada


Lombo do Merouço


Unser Abstieg über den Lombo do Covão ou Estrebaria ist längst nicht so einfach wie der Aufstieg. Fast ohne Weg steigen wir über umgestürzte Bäume und durch verbrannten Ginster hindurch. Hätte ich nicht vor vier Jahren auf dem Rückweg vom Kastanienfest hier schon einmal vorbeigeschaut, würde ich nicht glauben, dass hier jemals ein Weg existierte. Der Lombo ist jedoch breit und die Vegetation wurde durch das letzte Feuer größtenteils vernichtet, wodurch wir problemlos an einer breiten Piste am Waldrand ankommen. Die Motorsägen brummen und schon bald stehen wir vor einem Kahlschlag. Da beschäftigt uns schon die Frage „warum beginnen sie mitten im Wald und nicht systematisch von der Straße her, um gegen den Eukalyptus vorzugehen? Soll das keiner sehen, was hier passiert?“




Lombo do Covão ou Estrebaria




Weiter geht es auf einer Waldpiste bis hinunter zur Levada da Rouca (nahe der Estrada Municipal da Partilha). Jetzt kommt der Spaziergang: in etlichen Schleifen windet sich der breite Weg mit Levada in der Mitte über 3,5 km durch Wald und Feld mit schönen Aussichten bis wir wieder in Corrida ankommen.








Fazit: die Levada da Rouca ist eine Empfehlung für alle, die gerne einfache Levadaspaziergänge unternehmen. Um eine Runde daraus zu machen, gibt es relativ viele Möglichkeiten, die aber alle irgendwann auf einer Schotterpiste oder im Ginsterdickicht enden. Unser Ausflug ist eher als Wanderexperiment denn als eine Empfehlung zu verstehen.


Gehzeit: 3 h


Höhendifferenz: 560 m


GPX: https://de.wikiloc.com/routen-wandern/levada-da-rouca-165108142





23 März 2024

Ponta do Sol - Levada Nova

Ponta do Sol - Lombada - Levada Nova - Tabua - und zurück - 10 km

Nach drei Tagen Sturm und Regen nutzten wir das mehrstündige Wolkenloch, um mal wieder richtig ins laufen zu kommen. In Ponta do Sol sah es nicht nur trocken, sondern sogar sonnig aus. Weil wir weder Steinschlag noch Astbruch erleben wollten, ging es heute mal sehr gemütlich auf kleinen Wegen durch den Ort und dann weiter an der unspektakulären Levada Nova Richtung Tabua. Der meist harmlose Wasserfall in der Ribeira da Caixa war heute aber mal richtig beeindruckend. Nach einem kurzen Kaffee-Stop bei einer Freundin ging's zurück, zunächst entlang der Levada, dann aber auf anderen Abstiegswegen über den Pico do Anjo.

Relikte der antiken Wassermühle in Lombada

Zuleitung zur Wassermühle aus der Levada do Moinho

Igreja da Nossa Senhora da Conceição (1720)





Levada Nova

Ribeira da Caixa






Diese netten, kleinen Wege durch die Siedlungen von Ponta do Sol, die auf keiner Karte verzeichnet sind, erschließen sich am besten durchs Streunen. Mal rechts, mal links, treppauf, treppab und fast immer entlang von Levadas, durch die Bananen- oder Zuckerrohrfelder. Schon so oft sind wir hier durch gewandert, sogar mal einen Orientierungslauf mitgemacht, und jedes mal entdecken wir Wege, die wir noch nie gegangen sind. 

Was noch zu erwähnen wäre: rund um die Kirche von Lombada herrscht völliges Chaos durch Parkplatz suchende Autos. Alle wollen im Gänsemarsch über die Levada do Moinho und die Levada Nova mit ihrem imposanten Wasserfall. Wir parken im Tal der Ribeira da Ponta do Sol hinter dem Tunnel, gehen kleine interessante Wege bergauf und nehmen die Levada Nova in die andere Richtung. Kein Stau, keine Menschenmassen, kein Gekreische - einfach schön!